Gemeinsames Leitbild der deutschen Waldorfschulen​

Waldorfschulen begreifen ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag im Respekt vor der Würde des Kindes und in Wertschätzung menschlicher und kultureller Vielfalt als gemeinsame Verantwortung von Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen für die gesunde, individuelle Entwicklung der Schüler. Die pädagogischen Impulse Rudolf Steiners bilden die Grundlage der Gestaltung des Unterrichts. Didaktik und Methodik basieren auf der anthroposophischen Menschenkunde und Erziehungskunst.

Waldorfschulen sind Teil des öffentlichen Bildungswesens. Sie beteiligen sich an aktuellen bildungspolitischen Diskussionen und am erziehungswissenschaftlichen Diskurs. Sie treten für Freiheit und Vielfalt im Bildungswesen ein.

Die Waldorfschule steht allen Kindern und Jugendlichen offen, unabhängig von Nationalität, Religionszugehörigkeit, sozialer Herkunft und Finanzkraft der Eltern. Sie achtet die kulturellen Hintergründe der Schüler*innen, erzieht zu weltanschaulicher sowie religiöser Offenheit und veranlagt verantwortungsbewusstes Handeln gegenüber Natur und Gesellschaft.

Die Waldorfpädagogik gründet sich auf die Beobachtung und das Verstehen der Entwicklung des Kindes und Jugendlichen. Durch ihre besondere entwicklungsorientierte Pädagogik fördert die Waldorfschule die Schüler*innen nach ihren individuellen Möglichkeiten, sodass sie ihre Fähigkeiten im Sinne einer Selbst-erziehung zunehmend auch selbst ausbilden und ihre Anlagen voll entfalten können.

Da sich Didaktik und Methodik auf das Lebensalter und die Entwicklungsbedürfnisse der Schüler*innen beziehen, werden Mädchen und Jungen gemeinsam in altershomogenen Jahrgangs-klassen unterrichtet. Der Unterricht ist ganzheitlich: Eine wissenschaftliche Grundhaltung, die künstlerische Gestaltung und spirituelle Offenheit sind wesentliche Elemente in allem Unterricht. Kognitive, künstlerische und praktische Lernfelder sind gleich gewichtet. In den naturwissenschaftlichen Fächern kommt der Betrachtung der Phänomene eine besondere Bedeutung zu. Fremdsprachen werden ab der ersten Klasse unterrichtet. Es gibt waldorfspezifische Fächer (wie z. B. Eurythmie) sowie eigene Förder-angebote, je nach Entwicklungsstand, Leistungsfähigkeit und Begabung. Werteorientierung, die Ausbildung sozialer Fähigkeiten und die Stärkung der Eigen Verantwortlichkeit sind wichtige Erziehungs- und Unterrichtsziele.

Die intensive Begegnung von Eltern, Lehrer*innen und Schüler* innen hat eine besondere Bedeutung für den Erziehungs- und Bildungsprozess. Die personelle Kontinuität als ein wichtiges Erziehungs-prinzip wird verwirklicht unter anderem durch den täglichen Unterricht desselben Klassenlehrers über viele Jahre, durch feste Bezugspersonen über längere Zeiten sowie durch eine stabile Klassengemeinschaft. Ein gesundes Lernklima wird durch konzentriertes Arbeiten in Epochen sowie rhythmische Gliederung des Unterrichts ermöglicht.

Der Unterricht orientiert sich an den vom Bund der Freien Waldorfschulen veröffentlichten Rahmenlehrplänen und Kompetenzbeschreibungen, die durch Forschung und Praxis evaluiert und weiterentwickelt werden. Die Waldorfschule bereitet ihre Schüler*innen auf einen eigenen Waldorfabschluss sowie auf staatliche bzw. staatlich anerkannte Schulabschlüsse vor.

Für die Lehrer*innen gibt es eine spezielle Ausbildung in Waldorfpädagogik. In der kreativen Ausgestaltung des Unterrichts sind sie frei; sie machen ihre Arbeit transparent und verantworten sie vor Kollegium und Eltern. Die Unterrichtsqualität wird evaluiert. Eine permanente Fortbildung ist Teil der pädagogischen Arbeit. In verschiedenen Modellprojekten werden die Methoden, die Schulstruktur und die Qualität der Waldorfschulen weiterentwickelt.

Waldorfschulen sind wirtschaftlich und rechtlich eigenständig. Das Engagement und die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrer* innen sind die Grundlage der gemeinsamen pädagogischen und wirtschaftlichen Trägerschaft einer Waldorfschule. Organisation, Leitung und Verwaltung der Schule werden von Lehrer*innen und Eltern nach den sozialen Impulsen der Anthroposophie selbst gestaltet. Die Lehrer*innen beteiligen sich an der kollegialen Selbstverwaltung der Schulen. Die Verantwortlichkeit für Prozesse und Entscheidungen ist klar definiert und transparent.

Im Sinne ihres ganzheitlichen Erziehungs- und Bildungsansatzes arbeiten die Waldorfschulen mit Waldorfkindergärten zusammen.

Die Waldorfschulen verpflichten sich in gegenseitiger Verantwortung zur regionalen und nationalen Zusammenarbeit im Bund der Freien Waldorfschulen. Darüber hinaus arbeiten sie europa- und welt-weit zusammen.

Verabschiedet auf der Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen am 25.10.2009 in Stuttgart

Kurz und knapp
  • Respekt vor der Würde des Kindes
  • Wertschätzung menschlicher und kultureller Vielfalt
  • Weltanschauliche und religiöse Offenheit
  • Waldorfpädagogik gründet sich auf die Beobachtung und das Verstehen der Entwicklung des Kindes und Jugendlichen
  • Intensive Begegnung von Eltern, Lehrern und Schülern
  • Waldorfschulen bereiten ihre Schüler auf einen eigenen Waldorfabschluss sowie auf staatliche bzw. staatlich anerkannte Schulabschlüsse vor

Waldorfschule Mülheim-Ruhr

Blumendeller Straße 29

45472 Mülheim an der Ruhr

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