Handarbeit

In der Waldorfpädagogik wird das Fach Handarbeit vor allem unterrichtet, weil es die kognitiven Fähigkeiten der Schüler schult und somit die Konzentrationsfähigkeit nachhaltig fördert. Der Handarbeitsunterricht nimmt gemeinsam mit den musischen und handwerklichen Fächern einen wichtigen Platz in der Waldorfschule ein. Schließlich hat er darüberhinausgehende Aufgaben in der Unterstützung der kindlichen Entwicklung. Handarbeiten fordert und fördert die Feinmotorik, die Geschicklichkeit der Hände und damit die körperlich-kinästhetische Intelligenz (H. Gardener), die wiederum ein Widerlager für die Denkfähigkeiten abgibt. Durch die Schulung der kognitiven Fähigkeiten, wird die Konzentrationsfähigkeit gefördert.

Von Anfang an wird der Schönheitssinn ausgebildet. So erlernen die Kinder schon in der 1. Klasse verschiedene handwerkliche Fähigkeiten. Das Stricken steht hier zunächst im Mittelpunkt. Jedes Kind beginnt gleich in den ersten Schulwochen einen eigenen Ball zu stricken. Über frei erzählte Geschichten vom Schäfer üben sie, erste Maschen zu bilden. Jede neu erlernte Handwerkstechnik wird über Bilder an die Kinder herangetragen. Durch das ständige Wiederholen erlernt das Kind, die Technik zu durchschauen. Es bekommt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Am Werkstück wird unmittelbar erkennbar, ob das Erlernte verstanden und durchdacht wurde.

In den weiteren Klassen folgen Tätigkeiten wie das Häkeln eines Ballnetzes. Das Häkeln ist eine zielgerichtete Tätigkeit, eine „aufweckende“ Tätigkeit, die dem Lebensalter und der Entwicklung der Kinder im zweiten Schuljahr entspricht.

In der 4. Klasse wird eine Hirtentasche mit Kreuzstich angefertigt. Bei dieser Arbeit können die SchülerInnen auf schon erworbene handwerkliche Fähigkeiten zurückgreifen. Das genaue Arbeiten steht im Mittelpunkt. Aufs Kreuz exakt muss gearbeitet werden. Diese Tätigkeit ist ein einziger künstlerischer Prozess, der eine enorme Willenskraft erfordert.

Nach vielen weiteren Arbeiten in den folgenden Schuljahren sind die Schüler in der 9. Klasse in der Lage, ein Kleidungsstück auf der Nähmaschine anzufertigen. In dieser sogenannte Schneiderepoche wird den Schüler bewusst, dass ihre Kleidung irgendjemand für sehr wenig Geld angefertigt hat. „Wie kann es sein, dass mein Stoff 30 € gekostet hat, ich 16 Stunden an meinem Sweatshirt genäht habe und ein Sweatshirt im Geschäft 50 € kostet?“ Der Blick wird in die Welt gerichtet und diese aufgrund der nicht nur kognitiv erworbenen Fähigkeiten in all den Schuljahren bewertet.

Waldorfschule Mülheim-Ruhr

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